Kawah Ijen und das blaue Feuer

Der Kawah Ijen mit seinen ca. 2150 Metern liegt an der Ostküste von Java/ Indonesien und ist ein sehr wichtiger Standort für die Gewinnung von Schwefel. Dieser wird dann weiter verwendet in der Kosmetik und Medizin sowie zur Herstellung von Düngemittel und Insektiziden. Wer sich aber vorstellt, dass hier grosse Maschinen am Arbeiten sind, der hat sich gewaltig girrt. Wie Alles in Indonesien geschieht dies per Handarbeit. Der mit Hand gewonnene Schwefel wird zu Fuss auf dem Rücken aus den Krater befördert, wobei der steile Weg nach oben, die 60-80 kiloschwere Last und die Schwefelgase immer eine Gefahr darstellen. Zum Schutz gegen die giftigen Gasen steckten sich einige nur ein Knäul in den Mund. Nur wenige Arbeiter tragen eine Gasmaske. Wir lasen in einem Reiseführer, der behauptet, dass diese Arbeit die Leute fit hält. Leider ist dies nicht so, da der gifte Rauch die Lunge zerfrisst. Dies geschieht nicht von heut auf morgen, sondern über einen längeren Zeitraum.


Wir haben am Anfang gar nicht geplant, diesen Vulkan zu besteigen. Es waren mehr die Geschichten von anderen Reisenden und Bilder vom blauen Feuer, welche unser Interesse weckten. Eine Tour für knapp 80 Euro kam für uns überhaupt nicht in Frage, wobei ich manchmal kurz davor war es doch mit einer Tour zu machen. Grund sind die vielen Falschaussagen von Tourenanbietern bzw. veraltete Information aus dem Internet. Aussagen wie: “Das blaue Feuer sieht man nur gegen 3 Uhr”, “Man braucht unbedingt einen Guide” und “Die Strasse sind sehr schlecht ausgebaut” machten uns dies nicht wirklich attraktiv. Doch wir wollten genau wissen, was uns dort erwartet. Also auf zum Ijen-Plateau. Doch wo muss man hin? Ist der Weg einfach? Motorroller oder Auto? Wie viel ist der Eintritt? Sieht man das blaue Feuer wirklich erst gegen 3 Uhr? Das waren unsere Fragen am Anfang, welche ich hier beantworten werde.




Anfahrt:

Es gibt zwei Orte aus den man seinen Trip starten kann. Bondowoso und Banyuwangi. Dieser Reisebericht hier gibt Euch Information, wenn ihr es ohne Guide von Bondowoso versuchen wollt. Wir haben uns aber für Banyuwangi entschieden. Wir nahmen den Zug von Malang und quartierten uns für einige Tage im Homestay genau gegenüber vom Bahnhof in Banyuwangi ein. Dort kann man sich auch für etwa 70000 Rupien einen Roller ausleihen. Wir überlegten hin und her ob wir  nur einen ausleihen sollten oder doch zwei. Viele erzählten uns, dass die Strasse doch sehr steil seien und dies zum Problem werden könnte. Wir nahmen in Gedanken in Kauf, dass wir einige Mal absteigen werden müssen und mieteten nur einen Roller. No Risk no Fun! Dann konnte es losgehen. Bewaffnet mit Essen, Trinken und einem vollem Tank machten wir uns auf dem Weg zum Kawah Ijen. Vergesst alle Information, dass die Strasse im schrecklichen Zustand seinen. Stand September 2015: Auf Sumatra könnte diese Strasse als Autobahn durchgehen. Auch mit nur einen Roller war es fast möglich, die gesamt Strecken nach oben zu fahren. Nur zur Vorsicht lief Ines einen steilen Abschnitt zu Fuss.

Eintritt:

Am Ziel angekommen, parkt man sein Gefährt irgendwo auf dem Parkplatz und meldet sich an. Dort bezahlt man auch die Eintrittsgebühr. Am Wochenende beträgt diese 150000 Rupien, wobei es in der Woche nur 100000 Rupien sind. Ich habe auch irgendwo im Internet gelesen, dass der Park nach 14 Uhr bis abends geschlossen haben soll. Da sollte ihr Euch vor Ort nochmals informieren. Wir erreichten den Parkplatz gegen 11 Uhr und hatten somit keine Probleme.


Aufstieg zum Kraterrand:

Eigentlich kann man sich auf den Weg nach oben nicht verlaufen. Der Aufstieg ist zwar etwas steil, aber auch für ungeübte sollte dies kein Problem darstellen. Ein größeres Problem ist der feine Staub, welcher immer wieder von den eigenen Schritten oder vom Wind aufgewirbelt wird. Eine Staubmaske ist hier also von Vorteil. Es waren nur eine Handvoll Touristen da. Wir trafen aber viele Schwefelträger, welche sich auf den Weg nach unten befanden. Öfters bekamen wir die Frage, ob wir ein Foto haben wollen oder Kekse dabei hätten. Jeder sollte dabei selber entscheiden wie er da handelt. Bedenkt aber, dass ihr eine Kleinigkeit geben solltet falls ihr ein Foto von diesen Leuten macht.

Die Aussicht auf das umliegende Gelände wurde immer besser und auch der Geruch nach faulen Eiern nahm deutlich zu. Vereinzelt sah man immer wieder Körbe neben den Weg stehen, welche vollbepackt mit Schwefel waren. Diese Doppelkörbe wiegen um die 60-80 KG. Könnt Ihr Euch das vorstellen? Auf dem PCT wog mein Rucksack maximal 18 KG und diese Leute tragen das 3-4 fache. Unglaublich. Wir erreichten einige Minuten später die Gabelung hinunter zum See, wobei wir aber nach rechts abbogen um zum Aussichtspunkt zu wandern.
Wenige Minuten nach dieser Kreuzung befanden wir uns genau am Kraterrand. Der Wind drückte die Schwefelwolke beiseite und gab uns einen herrlichen Blick über den gesamten Krater. Unsere Blicke folgten die über 100 Meter steilabgehenden Abhängen bis hinunter zum milchig türkis-blauen Schwefelsee. Links davon schossen die Schwefelgase aus dem Boden, welche die ameisengrossen Arbeiter immer wieder einhüllte.
Wir folgten den vor uns liegenden Pfad und konnten uns am Kawah Ijen und den Bergen herum nicht satt sehen. Hätten wir eine analoge Kamera dabei gehabt, wäre der Film wahrscheinlich schon voll gewesen. Wir blieben einige Male stehen und beobachteten die Träger auf ihren Weg nach oben. Am Aussichtspunkt angekommen, legten wir eine größere Pause ein. Wir genossen die Ruhe und bemerkten das erste Mal, dass um uns herum keine Menschenseele war.

Wenn man dieses Abenteuer ohne Tour startet, hat man vor allem eins. Sehr viel Zeit. Während man auf Touren aus dem Auto geschupst wird, den Berg hoch und runter gejagt wird, kann man sich alleine die Zeit beliebig einteilen. Wir spazierten als noch ein Stückchen weiter, liefen über ein erstarrtes kleines Lavafeld und folgten einen kleinen Weg zu einer weiteren Erhebung.



Abstieg zum Säuresee:

Es war kurz nach 17 Uhr und wir beschlossen uns auf den Weg nach unten zu machen. Der Wind war optimal, welche die Gase zur richtigen Seite wehte und den Weg nach unten freigab. Wir liefen zurück zur Gabelung und folgten dem Weg nach unten. Wir stoppten vor ein Schild, welches besagte, dass es Touristen verboten wäre hinunter zu steigen. Niemand hier oben kontrolliert dies. Ab jetzt ist alles auf eigener Gefahr. Wer sich mit den Weg unsicher ist, kann einen Träger bitten ihn den Weg zu zeigen. Natürlich gegen eine kleine Bezahlung.


Der Weg ist steil, rutschig und manchmal schwer zu erkennen. Es waren nur 3-4 Arbeiter vor Ort, welche sich für ein Foto einige Mal zur Pose stellten. Wir lehnten freundlich ab und liefen weiter. Plötzlich schlug der Wind um. Ein Teil der Wolke hüllte uns komplett ein, wobei unsere Augen und unser Hals zu brennen begannen. Dies war der erste Geschmack von dem, was die Arbeiter hier jeden Tag ertragen müssen. Wir drehten den Rücken zur Wolke, gingen in Hocke, schlossen die Augen und atmeten ruhig durch die Nase. Unsere angefeuchteten Staubmasken waren keine grosse Hilfe. Wer also auf Nummer sicher gehen will, der kann sich auch eine richtige Gasmaske am Eingang des Parks ausleihen (50000 Rupien).


Ist man erstmal unten angekommen, hat man dort die erste Möglichkeit die Arbeiter bei ihrer Tätigkeit zuzusehen. Die heissen Schwefelgase werden über ein Rohrsystem geleitet, wobei sich das Gas abkühlt, am Rohr kondensiert und am Anfang des Rohres zur festen Form erstarrt. Dieser wird dann mit Brechstangen herausgebrochen. Die Arbeiter gehen also direkt in die Schwefelwolke hinein. Wahnsinn!!! Diese werden dann in Körbe verladen, aus den Krater herausgetragen und zur 3 km entfernten Abwiegstation gebracht. Für ein Kilo gibt es ungefähr 600 Rupien (vielleicht auch ein bisschen mehr). Das sind für etwa eine Ladung (70 Kg) 42000 Rupien (etwa 2,20 Euro), Die Arbeiter schaffen pro Tag maximal  2 Ladungen. In der westlichen Welt kaum noch vorstellbar.
Die Sonne verschwand langsam hinter dem Kraterrand und wir waren gespannt ob wir das blaue Feuer sehen würden oder nicht. Viele erzählten uns, dass man es nur gegen 3 Uhr früh sehen kann, aber wir konnten dies nicht glauben. Der Wind dreht einige Male und die Schwefelgase umhüllten uns immer wieder und dann war es soweit. Der Wind drehte einweiteres Mal, aber diesmal zu unserer Gunst und wir sahen eine kleine blaue Flamme am Ende des Rohres. Mit abnehmender Dunkelheit kamen weitere dazu und wurden immer intensiver. Viele Fotos waren leider nicht möglich von diesem Spektakle, da wir uns  größten Teils in der Schwefelwolke befanden.



Wichtiger Hinweis: Leute mit Kameras sollten diese nicht zu sehr den Schwefelgasen aussetzen. Dieser kann die Kamera beschädigen. Also immer schön schützen.



Wir nutzen die nächste Möglichkeit einer freien Sicht um uns auf dem Weg nach oben zu machen. Wir schauten einige Mal nach unten zu den blauen Flammen, welche atemberaubend aussahen. Mit schweren Füssen folgten wir den Lichtkegel unsere Kopflampen auf den Weg zurück zum Parkplatz. Dies war wirklich eine einzigartige Erfahrung, welche uns gedanklich komplett einnahm. In diesen Moment galt unserer größter Respekt den Arbeitern, welche hier Tag für Tag unglaubliches leisten.





"Für die Touristen ein Naturspektakel, für die Arbeiter einen Höllenjob"

You Might Also Like

0 comments

Flickr Images